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Von U- Bahnen, Klischees und Assis: Eine Studentin klärt auf
Es war der Tag gekommen, an dem wir in das höhere Lehramt der Mathematik und Biologie eingeführt werden sollten.
Wir waren die Leistungskursler von Herrn Riese (Biologie), von Herrn Rehm (Chemie) und andere Interessenten.
Der Vortrag wurde von einer ehemaligen WHGlerin gehalten: Irina Nörenberg Sie hatte 2004 ihr Abi gebastelt und studiert mittlerweile in Ulm. Bereits vor einem Jahr sprach Manfred Riese Irina auf einen Informations-Vortrag für ihre 'Nachfolger' an; worauf Sie sofort zusagte.
An diesem Novembertag in 2008 wurden wir dann erst einmal mit dem Kommentar "Mathe ist was für Idioten und Bio nur was für Mädels, die gut auswendig lernen können" begrüßt.
Aha. Das kann ja heiter werden.
Studieren ist schon irgendwie stressig - nix mit Schlafen, Saufen und Sex, was neben dem Mathe-/ Bioklischee anscheinend ein weiteres zu sein scheint.
Also zunächst ist man in so einem Studium erst einmal sehr darum bemüht überhaupt seinen Hörsaal zu finden, und gleichzeitig auch noch seine KommilitonInnen näher kennen zu lernen; das heißt: Erstsemestereinführung, was soviel wie Kennen lernen durch Herumirren mit Eiern auf Löffeln bedeutet.
Wenn man diese Hürden dann gemeistert hat, kann man sich auf sein Grundstudium konzentrieren (= sehr voller Stundenplan). Nach der Zwischen- bzw. Orientierungsprüfung, folgt das Hauptstudium mit einem sehr leeren Stundenplan.
Während des Biologiestudiums darf man dann auch zum Beispiel an so genannten Exkursionen teilnehmen. Natürlich mit dem 'Prof', der die schönsten und besten Wege durch die Wälder, Schluchten und Täler kennt (Gummistiefel obligatorisch. Außer auf dem Affenberg, da ist Popcorn wichtig).
Des Weiteren besucht man, neben den Exkursionen, natürlich brav die Vorlesungen und lernt viel.
" Zum Mathestudium bzw den Vorkenntnissen ist alles rasch gesagt : Integralrechnung war das Einzige, was wir schon irgendwann einmal gehört hatten ^^ !!
pro Woche 4h Vorlesung beim Professor der jeweiligen Abteilung, 2h Übungen. Pro- und Hauptseminar: In etwa wie 45min-GFS. Ausarbeitung einzelner Themen mit dem betreuenden Prof. Anwendung: Forschungsfeld Voith: Turbinenoptimierung z.B. bei Schiffen zur Verringerung des Treibstoffverbrauchs."
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" Zum Biostudium : Grundvorlesungen aus den Bereichen Zoologie, Botanik und Systematik -> Orientierungsprüfung am Ende des ersten Semesters.
2. Semester: Tier- und Pflanzenbestimmungsübungen. Grundpraktika in Tier- und Pflanzenphysiologie, Mikrobiologie, Kolloquien und dann jeweils Nachmittag mit Forschungsaufgabe in Kleingruppen, Protokolle !
Beispiele: Chloroplasten aus Spinat, Lichtausrichtung bei der Bohne, Reizweiterleitung am Krabbenauge, Elektrische Wahrnehmung bei Fischen, Froschherz, Kultivierung von E. coli, Abklatschplatten auf Agarosegel
Exkursionen: insgesamt 9 Exkursionstage in den Bereichen Ökologie, Botanik und Zoologie, entweder eintägig zb Affenberg Salem oder mehrtägig zb Berchtesgaden.
Chemie: Bereich Organische Chemie, anorganische Chemie und analytische Chemie, Vorlesung + Praktika mit verschiedensten Versuchen: Chromatographie, Titration, Aspirinsynthese, Destillation, Hallogenierung von Kohlenwasserstoffen,
Hauptstudium: Module: insgesamt 36 Leistungspunkte in den Bereichen Ökologie, Botanik und Zoologie, setzte sich aus Vorlesung + Praktikum zusammen."
" Studiengang Höheres Lehramt: Die Ausbildung für das Lehramt an Gymnasien gliedert sich in 2 Abschnitte, dem Studium an der Universität und dem Referendariat. Das Studium besteht aus einer Kombination von mindestens 2 Fächern sowie einem pädagogischen, ethischphilosophischen und fachdidaktischen Begleitstudium. Ein Praxissemester an der Schule gibt Einblicke in die gesamten Aufgaben eines Lehrers. Das Studium wird mit der wissenschaftlichen Staatsprüfung nach ca 10 Semesternabgeschlossen. Daran schließt sich der 18-monatige Vorbereitungsdienst (Referendariat) an einem Staatlichen Seminar. "
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"Praxissemester:
13 Wochen Schulpraktikum etwa zum 5. Semester. Abzuleisten sind 100 h Hospitation und 30 h Eigenunterricht. Dazu kommen fünf Samstage in einem Seminar für Lehrerbildung (z.B. Weingarten), wo Tipps und Tricks für angehende Lehrer, pädagogische Unterrichtsmodelle oder auch Didaktik und Rhetorik trainiert werden; meist in Gruppenarbeit."
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Im Folgenden 3 mögliche Module aus dem Hauptstudium : " Die
Chemoökologie beschäftigt sich mit adaptiven, chemischen Wechselwirkungen zwischen Organismen, die durch chemische Botenstoffe bewerkstelligt werden. 1. Bsp : Duftstoffe bei Insekten eine Funktion bei der Futtersuche, bei der Suche des Brutplatzes, Verteidigung, Partnerfindung und Partnerwahl und bei der Organisation von sozialen Interaktionen. das 1. Pheromon wurde von Butenandt (1959) in Tübingen aus 500.000 Seidenspinnerweibchen der Art Bombyx isoliert (12 mg), das aus zwei Substanzen besteht:
2.Bsp : Nestgefährtenerkennung bei Kahlrückiger Waldameise (Formica polyctena).
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Für eine erfolgreiche Erkennung der Nestgefährten sind 3 Schritte notwendig:
a) Jedes Individuum besitzt bestimmte Merkmale
b) Mechanismus für Erkennung und Verarbeitung von Merkmalen
muss vorhanden sein
c) gelernte Vorlage (template) muss vorhanden sein, mit der die
wahrgenommenen Merkmale verglichen werden
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Die Biotests zeigen, dass Ameisen ggü. Nestfremden eher aggressiv reagieren
als ggü. Nestgefährten, was zur Verteidigung des eigenen Nests unabdingbar ist.
Dies geht auch aus der Analyse der Ganzkörperextrakte hervor. "
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" Das Modul Funktionsmorphologie bedarf einiger gewissen Robustheit. ' Habe kurz mit dem Gedanken gespielt,
Deinen Schülern was von unseren Laborratten
zum Aufschneiden mitzubringen.
Da ich aber annehmen muss,
dass empfindliche Mägen anwesend sind,
und ich auch keinen Stress
mit dem Hausmeister haben will,
der mich zum Wischen verdonnert,
werde ich mich wohl .............' auf folgendes Bildmaterial beschränken:
Diamantschwimmnatter, Leopardenfrosch, Wanderratte sind beliebte Präparationsobjekte. Aber auch der Grundbauplan der Chordata darf in eigenen Zeichnungen dokumentiert werden: "
" Im Modul Ökophysiologie der Pflanzen wird zb die Auswirkung der Düngungstiefe bei Oryza sativa auf den Bodensauerstoffgehalt,
die Photosyntheserate und den Chlorophyllgehalt untersucht
| Rasterelektronenmikroskopie REM) |
Die Versuchspflanze in diesem Experiment ist die Feuchtgebietspflanze Oryza
sativa, die zur Familie der Süßgräser (Poaceae) in der Ordnung der Süßgrasarti
gen (Poales) gehört.
Mit der steigenden Erdbevölkerung ist auch eine Steigerung des Reisertrags
notwendig. Dazu muss aus
reichend Stickstoff vorhanden sein. Diese Zufuhr kann man durch
Harnstoff regulieren. In der REM - Aufnahme zeigen sich gut ausgeprägte Gasaustauschwege (Aerenchym). "
Zum Thema Semesterferien wurde dies gesagt: sie dauern zwar ein paar Monate, müssen allerdings für Exkursionen, Hausarbeiten, Praktika und Lernen für Prüfungen genutzt werden.
Trotz alledem antwortete die zukünftige Lehrerin auf die Frage, ob sie sich das Ganze noch einmal antun würde, mit " Ja "
Eine weitere Frage nach ihrem vollendeten Vortrag war, ob und wie man sich an der Uni Geld verdienen könne. Die Antwort: " Ja, also entweder als HiWi, was Hilfswissenschaftler bedeutet .... oder als Assi,.... also Assistent."
Da wir das alle lustig fanden und die Einführung allgemein gut gelungen war belohnten wir sie mit Applaus und einer Flasche ökologisch - angebautem Wein.
Erstaunlich war die Sicherheit und Redefreiheit von Irina während der gesamten Präsentation. Wir haben gemerkt: die hat Ahnung.
Es war sehr ausführlich und lustig gestaltet. Hiermit wollen wir ihr noch einmal danken, dass sie sich die Mühe gemacht hat und dafür auch einen Tag ihrer Vorlesungen sausen ließ ; ohoo
c : Alina Greb / Teresa Hampel / Judith Sasse
zur hp des initiators manfred riese
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