mit Aladins Prinzessin
                      auf der Suche nach Intelligenz



Roboter greifen an,
sind den Menschen weit überlegen durch Kraft, Gefühls- und Gewissenslosigkeit.
Die von den Menschen entwickelte künstliche Intelligenz, KI genannt, ist so fortgeschritten, dass sie ihr eigenes Bewusstsein entwickelt hat und nun nicht länger einprogrammierten Befehlen folgt. Solche Szenarien kennt man aus Filmen wie 'Terminator' oder 'I, Robot'. Doch was ist dran an der Phantasterei mit den Robotern und ihrer erschaffenen Intelligenz.

Auf diese Suche begab sich unser Biokurs unter Begleitung von Manfred Riese.

Ziel: die Universität Stuttgart Instituts für Parallele und Verteilte Systeme (IPVS) unter Leitung von Prof. Levi.
Wir trafen auf ein Team, das uns erstaunliche Einblicke in die Bionik, Evolution und die technischen Fortschritte gewährte. Erster Punkt der Führung war ein grober Einblick in ein Projekt, das die Abteilung Bildverstehen seit einigen Jahren betreibt. Sie nehmen regelmäßig an Fussballturnieren teil, jedoch nicht mit einer normalen Mannschaft, sondern mit einer komplett aus Robotern bestehenden Mannschaft. Mit dieser spielen sie in internationalen Ligen weltweit, im Fall dieser genannten Mannschaft in der 'Middle-Size-Liga', in der sie unter Anderem gegen Länder wie Japan oder die USA antreten, die ebenfalls in diesem Bereich der Forschung tätig sind. Dort wird mit bis zu 6 Robotern je Team gespielt, die jeweils ca. 50x50 cm Grundfläche haben und ungefähr 40 kg wiegen. Das Spielfeld ist einem normalen Fussballfeld ziemlich ähnlich, es unterscheidet sich lediglich in der Größe, denn es misst etwa 8x12 m. Dabei dienen die weißen Linien zur Orientierung der Roboter, die mittels feinster Sensorik ihre Umgebung erfassen und sich individuell in sekundenschnelle auf diese einstellen. Eine 360°-Ansicht ist dabei von großem Vorteil, die ihm durch eine Kamera mit darüberliegendem hyperbolischen Spiegel ermöglicht wird. Orientierung ermöglicht ausschliesslich dieser Spiegel, die dazugehörige Kamera und ein Kompass, aber nicht mit GPS(!) wie man vermuten würde. Die speziell entwickelten Räder ermöglichen zudem die Bewegung in jede beliebige Richtung. Ein handelsüblicher Laptop bildet das 'Gehirn' des Spielers. Dort werden die Daten ausgewertet und die Bewegungsbefehle erteilt. Ein Drucklufttank ist in Verbindung mit dem 'Kicker' letztendlich das Schussbein, mit dem der Spieler recht beachtliche Weiten erzielt. Ein großes Problem in diesem Bereich ist die Energieversorgung, denn die zwei 12V Akkublöcke reichen nur ca. eine Stunde.

Doch dienen diese Roboter natürlich nicht nur zum Spass und Zeitvertreib der verspielten Forscher, sondern ihnen schreibt man eine weitaus bedeutendere gesellschaftliche Rolle in der Zukunft zu, die sie sicher auch eines Tages einnehmen werden. Immer wieder klärte Prof. Levi Fragen mit Interessanten Ausführungen und beeindruckenden Beispielen. Auf die Frage nach dem Nutzen der jetzigen Arbeit sagte er, dass allgemein Wissenschaft und Forschung sich nie zuvorderst nach dem Nutzen ausrichtet, sondern dass Wissenschaft Raum für Fantasien und verspielte Ideen schafft, die die Forscher dann ausleben können.
So versucht er mit seinem Team die Entstehung von Intelligenz zu ergründen. Durch künstliche Intelligenz ( KI ) wird dies in den Labors simuliert.
Der erste Fakt: Ohne Körper gibt es keine Intelligenz. Biologische Wesen bestehen ebenso wie Roboter aus Regelkreisen. Doch dies wird leider viel zu wenig an Gymnasien unterrichtet (!), da das Wissen über Regelkreise fundamental und in jedem Organismus wiederzufinden ist. Jedes Lebewesen besitzt eine gewisse Intelligenz, die mehr oder weniger ausgeprägt oder fortgeschritten ist. Viele Tiere weisen die erstaunliche Schwarmintelligenz auf, um effektiver als Gruppe zu leben und daraus folgend zu überleben. Diese Form von Intelligenz existiert auch bei Menschen; wir nutzen sie nur nicht so offensichtlich. Sie zeigt, dass ein Kollektiv aus vielen Intelligenzen um ein vielfaches besser funktioniert als ein einzelnes Individuum. Ein einfaches Beispiel: Wenn eine Person ein Haus von allen Seiten her beobachten soll, dann muss sie um es herumlaufen und das benötigt Zeit und Anstrengung. Doch nimmt man nun mehrere Menschen und postiert diese an günstigen Stellen, so sind sie in der Lage das gesamte Haus im selben Augenblick zu beobachten. Durch den Austausch dieser Daten lässt sich ein Gesamtbild erzeugen.
Dieses Prinzip versucht sich der Mensch nun zu nutze zu machen, indem er die Bereiche Biologie und Technik verbindet, zur Bionik. Dabei soll das eben genannte Beispiel eine technische Anwendung finden, indem viele kleine Roboter mit feinen Sensoren z.B. in eine Flugzeugturbine geworfen werden und nun diese flächendeckend nach Rissen absuchen. Ein derartiges Projekt wird derzeit ebenfalls an der Uni erarbeitet. 'Jasmine' heisst der grösste Roboterschwarm der Welt und besteht aus vielen kleinen Roboterindividuen, die in Zusammenarbeit aber zu koordinativen Höchstleistungen fähig sind. So durchsuchen sie z.B. ihre Umgebung und übermitteln dann über ihr durch ihre Anzahl entstandenes Netz z.B. den Standort einer Energiequelle, vergleichbar mit Ameisen oder Bienen, die den Standort von Nahrung übermitteln. Durch ihre KI sind sie nun in der Lage, zeitlich zu planen, wann jeder Einzelne hin darf, um dessen Überleben, folglich das des ganzen Schwarmes zu sichern.
Wie in der Biologie wird hier sogar zu diesem Zweck Selektion betrieben. Die einzelnen Roboter werden nach ihrer 'Fitness' bewertet, das heisst nach ihrer Agilität und ihrer Koordination. Je mehr sich ein Roboter bewegt, desto besser wird er angesehen. Jedoch je mehr Kollisionen er hatte, umso weiter sinkt das Ansehen wieder. Danach beurteilen sie sich gegenseitig und wählen ihren Partner zur 'Paarung' aus, das heisst zum Daten – oder Energieaustausch. Die Schwächsten werden selektiert um so das Überleben des Schwarms zu sichern. Weiterführend stellen die Bioniker durch das Projekt 'Replicator' eindrucksvoll die evolutionäre Entwicklung dar. In diesem Projekt sind ähnliche, kleine Roboter wie bei Jasmine in der Lage sich zu einem Organismus zu verbinden, um sich so weiter zu entwickeln und sich ihrer Umgebung anzupassen. Heutzutage werden schon Roboter auf Rädern oder Ketten eingesetzt, um z.B. nach Verschütteten zu suchen. Doch treffen diese oft auf unüberwindbare Hindernisse. Da kommt nun ein Organismus aus vielen kleinen Elementen ins Spiel, der jede beliebige Form annehmen kann, um so diese Hindernisse zu überwinden.
In naher Zukunft sollen diese Organismen sich selbstständig an ihre Umgebung anpassen können, und ermitteln, welche die optimale Form ist. So soll ein Organismus, den man z.B. ins Wasser wirft selbstständig ein Bein und dann eine Flosse entwickeln, um sich optimal fortbewegen zu können. Im Wasser nutzen sie nun Licht als Informationsaustausch und tauchen an die Oberfläche um sich 'aufzutanken', wie es eindrucksvoll an Quallenrobotern auf einer Messe demonstriert wurde.
Genau wie die natürliche Evolution aus Einzellern über Jahrmillionen Menschen entstehen lies, kann dies nun innerhalb von Minuten simuliert werden und beantwortet evtl. noch bislang ungeklärte Fragen.

Doch einen kleinen Dämpfer verpasst die Reform der Forschung, denn die neuen Abschlüsse wie der Bachelor oder Master sind nicht mehr von der Qualität, wie es die früheren Diplom-Abschlüsse waren und damit ziemlich unzureichend.
Zudem ist diese Entwicklung paradox gegenüber den Gefahren des steigenden Leistungsdrucks der Gesellschaft, der in Zukunft noch extremer wachsen wird, wenn gerade diese Roboter den fehlerhaften Menschen ersetzen werden. Schon heute ist dieser Trend der Arbeitsplatzgefährdung durch Roboter zu beobachten und wird sich mit Sicherheit fortsetzen.
Die zweite mögliche Gefährdung greift die Theorie der Einleitung auf, wie sie in den Filmen dargestellt werden. Es stellt sich automatisch die Frage, ob die Entwicklung dieser KI nicht irgendwann die Selbstbestimmung zur Folge hat, wie unsere Intelligenz sie beinhaltet. Wird die Forschung diesen Stand erreichen, sodass ein eigenes Bewusstsein entwickelt wird und sie eigene Entscheidungen treffen werden. Da die Menschen bekanntlich die Umwelt der Erde nicht schonen, könnten die Roboter mit ihrer Rationalität die Menschen als Bedrohung ansehen !?

Alles in Allem war es ein sehr inhaltsreicher und eindrucksvoller Tag. Ein großer Dank geht nochmals an Prof. Levi und sein Team, die uns dies so lebendig darstellten!
              by Max Ahl, abi09

 

   

links:
IPVS - Uni Stgt, Prof Levi
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