Der Umgang mit Tieren als Spiegel der Gesellschaft Ist Benny überfahren worden oder einem Jäger vor die Flinte gelaufen? Oder gar für den Fellhandel gestohlen worden? Musste er in einem Labor enden? 37 Grad geht dem scheinbar harmlosen Vorfall nach und findet heraus, dass ein Katzenleben nicht überall in Deutschland viel zählt - nicht zu sprechen von China, wo ein lukrativer Handel mit Hunde- und Katzenfellen betrieben wird. Viele Produkte sind aus Katze oder Hund gemacht: Seien es Pelzbesätze am Kragen vom Winteranorak, Rheumaprodukte, denen eine therapeutische Wirkung zugesprochen wird, oder kleine Zierfiguren, groteskerweise oft in Hunde- oder Katzenform, für deren Fell oft reale Artgenossen daran glauben mussten. Dass Pelz und Leder nicht deklariert werden müssen, bemängelt auch Struan Stevenson, Abgeordneter des Europäischen Parlaments: "Diese Figuren findet man in Touristenläden überall in Europa. Manchmal sind sie aus Kaninchen gemacht, oft - und das ist bizarr - sind Katzen aus Hundefell gemacht. Die unschuldigen Tiere werden auch grausam getötet, um etwa Rheumaprodukte herzustellen." Die Felle - zumeist gefärbt und dadurch ein wenig verfremdet - stammen vermutlich zu einem großen Teil aus China. Im Süden des Landes landen Katz' und Hund auch im Kochtopf. Könnten die Felle dieser Tiere zu unseren Anorakbesätzen werden? In Kanton, nahe Hongkong, wird für das 37 Grad-Team auf dem "Markt für alles Essbare" unvorstellbares Tierleid sichtbar. Katzen werden bei lebendigem Leib gekocht. Hunde und Katzen werden verladen, zu Hunderten auf jedem Lkw eingepfercht, metertief in ihren Käfigen von den Lkws geworfen. Die Gliedmassen der Vierbeiner brechen oder werden durch scharfe Kanten an den Käfigen abgeschnitten. Das Fleisch von Hund und Katze ist billig. Die Behandlung der Tiere spiegelt sich im Preis wider. Was hier zählt, ist jedoch das Fleisch; die Pelze sind nur Abfallprodukt. China ist eines der wenigen Länder ohne Tierschutzgesetz. Tierrechtsorganisationen wie PETA bemühen sich darum, Verbesserungen für den Tierschutz in die Wege zu leiten. Daying - die Fellhauptstadt Chinas Etwa fünf Stunden von Peking entfernt, in Daying, der Fellhauptstadt Chinas, wird das Team - getarnt als Pelzhändler - fündig: Hier hängen Katzenfelle, farblich sortiert und bereits zu Tafeln vernäht. Die Antwort auf die Frage, woher die Felle stammen, bleibt zunächst aus. Letztlich geben einige chinesischen Fellhändler einen Blick in die Fabriken frei. Vor dem Haus ist eine Katze angebunden. Sie soll die Katzenfelle vor Mäusen schützen. In den Fabriken: Katzenschwänze, Tausende Kadaver und unzählige Rohfelle - Verwesungsgestank liegt in der Luft, denn die Felle sind zum Trocknen ausgelegt und noch nicht gegerbt. Grotesk: Überall bewachen angebundene Katzen die Häute ihrer toten Artgenossen. Die toten Katzen stammen aus dem Norden Chinas, denn dort gibt es Tiere mit besonders schönem Fell. Sie werden tot angeliefert, Hunderttausende in jeder Saison. Erschlagen, erdrosselt, ertränkt - für ein paar Cent. Die schockierenden Bilder belegen: Katzenfelle für den Export gibt es hier wie Sand am Meer, in beliebiger Färbung und Menge. Importverbot für Katzen- und Hundefelle In Brüssel findet die Forderung für ein Importverbot von Katzen- und Hundefellen auch Unterstützung beim zuständigen EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, Marcos Kypriano: "Ein Importverbot wäre wichtig. Diese Art von Pelz wird üblicherweise für Spielsachen und Futter für Kleidung verwendet. Es muss nicht einmal voll deklariert werden. Deshalb braucht man auch Testmethoden, damit Behörden der Mitgliedsstaaten und der Zoll herausfinden können, ob es sich um Hunde- oder Katzenpelz handelt." Die USA, Australien und Italien haben für diese Art von Ware mittlerweile ihre Grenzen geschlossen. Mittlerweile gibt es in China erste Tierschutzgruppen, die sich mit dem Schicksal der Katzen befassen. Solange Leder- und Fellprodukte nicht gekennzeichnet werden müssen, bleibt jedoch nicht nur die Art, sondern auch die Herkunft des Tieres unklar. Fehlendes Bewusstsein bei Verbrauchern Das Bewusstsein der Verbraucher für diese Art von Handel fehlt. Die wenigsten, die Fellprodukte erwerben, sind sich klar darüber, welchen Markt und welches Leid sie durch ihr Kaufverhalten unterstützen. Prominente Unterstützung bieten Paul und Heather Mills McCartney, die einen Importstopp für Hunde- und Katzenfelle in die EU fordern.
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